Jetzt, nachdem einige Monate ins Land gezogen sind, kann ich endlich diesen Blogbeitrag erstellen.

Es dürfte für viele kein Geheimnis mehr sein, dass Kira an einer akuten Magendrehung und deren schweren Folgen verstorben ist.
Kurz umrissen die Vorgeschichte:
Wir waren mit Kira und Ogy im Wald spazieren. Sie war für ihr Alter so relativ fit, gut gelaunt und aktiv wie immer-nichts Ungewöhnliches.
Nichts deutete auf das tödliche Drama hin, das sich einige Stunden später abspielen sollte.

Ich war im Haus und arbeitete am Computer, als ich vom Garten her ein fürchterliches Würgen vernahm. Ich stürzte zur Eingangstür, riss sie auf und erstarrte als ich Kira sich krümmen und erbrechen sah. Aber es kam nur weißer Schleim.

Ich will nicht mehr näher auf die schrecklichen Einzelheiten die darauf folgten eingehen, die könnt Ihr in Kiras Nachruf nachlesen.

Gut, kommen wir zum allgemeinen Teil einer Magendrehung. Was sind die Ursachen dafür?

Zuerst mal ist zu sagen der Magen des Hundes ist nicht wie bei uns Menschen fest mit der Bauchhöhle verbunden. Stattdessen halten ihn flexible Bänder in der richtigen Position.
Diese Bänder können im Alter leider immer flexibler werden und begünstigen dadurch die Gefahr dieser tödlichen Magendrehung.

Unsere weiße Schäferhündin Kira war als es passierte 12,5 Jahre alt. Und auch noch andere ungünstige Faktoren kamen zum Tragen.

Jahrelang bekam sie ihr Futter einmal am Tag, es gab niemals irgendwelche Probleme. Kein Tierarzt machte uns darauf aufmerksam, es wäre besser die Futter-Rationen auf zweimal am Tag aufzuteilen. Nun wissen wir es besser, leider zu spät.
Das Futter nur einmal am Tag zu geben ist-in Bezug auf die Magendrehung-ein Fehler!

Schwer verdauliches Futter (Trockenfutter) für Hunde. Der Hund muss mehr Wasser trinken was ebenfalls die Gefahr dieses medizinischen Notfalles erhöht!

Last but not least erbliche Vorbelastungen. Es ist auch möglich-in Kiras Fall-dass sie zu zeitig kastriert wurde. Dies wurde VOR ihrer ersten Läufigkeit vorgenommen, auf Anraten des Tierarztes.
(Kurz davor haben wir Kiras Vorgängerin an einer akuten Gebärmutterentzündung verloren, also gaben wir unser Einverständnis zu dieser Vorgehensweise. Der Schock des Verlustes saß noch sehr tief.)

Möglich, jedoch nicht bewiesen ist, dass die Hündin dadurch zu wenig Hormone produzierte die für die Festigkeit der Magenbänder im Alter erforderlich sind.

Auch diesen Fehler werden wir nicht mehr machen.

Welche Hunderassen sind besonders gefährdet eine Magendrehung zu erleiden?

Grundsätzlich alle großen Hunderassen mit breitem Brustkorb.
Denn dieser breite Brustkorb bietet dem Magen genug Platz sich zu drehen.

Aber auch Mischlinge mit der oben genannten Körperform-breiter Brustkorb-sind gefährdet.
Es ist also nicht nur auf spezielle Rassen beschränkt.

Hunderassen die extrem gefährdet sind:

  • Deutsche Dogge

  • Dobermann

  • Boxer

  • Bernhardiner

  • Rottweiler

  • Weimaraner

  • Irish Setter

  • Berner Sennenhunde

  • Golden Retriever

  • Labrador Retriever

  • Deutscher Schäferhund

  • und leider auch der Weiße Schäferhund
    wie Kira es war.

Was passiert nun bei einer Magendrehung?

Dieser Vorfall ist ein absolut chirurgischer Notfall! Ich kann nicht oft genug darauf hinweisen! Zeit ist ein lebenswichtiger Faktor! Schätzungsweise 4(!!) Stunden beträgt das Zeitfenster währenddessen der Hund möglicherweise gerettet werden kann!

  • Der Magen dreht sich um die Längsachse (meist im Uhrzeigersinn).

  • Dadurch werden die Mageneingänge und Ausgänge abgeschnürt.

  • Der Mageninhalt, der Futterbrei und die Gase können nicht mehr entweichen.

  • Der Magen bläht sich auf, verursacht Atemnot durch Druck auf das Zwerchfell und auf lebenswichtige Organe.

  • Durch all diese Umstände kann es zu einem tödlichem Kreislaufschock kommen.

Wie verhält sich der Hund bei einer Magendrehung?

  • Der Hund ist sehr unruhig.

  • Läuft hin und her, versucht zu sitzen, zu liegen.

  • Erfolgloser Brechreiz, Versuch zu Erbrechen, da aber die Speiseröhre blockiert ist kommt nur weißer Schaum hervor.

  • Der Kopf hängt tief und enorm gekrümmter Rücken.

  • Das Tier wird immer schwächer.

  • Der aufgeblähte Bauch ist gut erkennbar.

Wie verhält man sich richtig?

SOFORT zum Tierarzt!!

Vollnarkose, der Kreislauf wird stabilisiert, der Magen zurückgedreht, entgast, der Magen an der Bauchwand fixiert damit er sich nicht wieder dreht.
Zusätzlich werden Medikamente auch durch Infusionen verabreicht.

Es ist noch nicht vollständig geklärt weshalb es überhaupt zu dieser gefährlichen Magendrehung kommt.
Ging man früher davon aus, dass vor allem Bewegung NACH dem Fressen diesen Notfall begünstigt, so zeigen jetzt Studien auch nach völligen Ruhephasen-wie Schlafen Nachts-kann sich der Magen drehen.
Es kamen schon völlig verzweifelte und verdutzte Tierhalter mit ihren Vierbeinern NACHTS in die Notfall-Kliniken eben wegen einer Magendrehung obwohl der Hund tief und fest geschlafen hatte!

Leider stehen die Überlebenschancen trotz des medizinischen Fortschrittes und sofort angewendeter Notfall-Maßnahmen, nach wie vor nicht gut.
Rund ein Drittel der von einer Magendrehung betroffenen Hunde versterben daran.

Bei unserer weißen Schäferhündin Kira kam auch noch das fortgeschrittene Alter hinzu.
Sie wurde kurz nacheinander zweimal in Vollnarkose gelegt. Dies weil sie beim Ersteingriff, bei dem der Magen zurückgedreht und entgast wurde, vom Kreislauf her so schwach war, dass sie zuerst mal stabilisiert werden musste.
Sie hätte auch schon während des Magenzurückdrehens versterben können.

Die erste Narkose überstand sie relativ gut, doch die Zweite war für den angeschlagenen Kreislauf zu viel.
Dieses Risiko galt es abzuwägen.
Wir vertrauten den Ärzten und sind sicher sie trafen die bestmögliche Entscheidung.

Durch die Drehung des Magens und das starke Aufblähen rissen die Magennerven. Auch zwei bis drei Tage nach den Eingriffen begann das Organ nicht mehr mit seiner Arbeit.
Die Hündin verfiel immer mehr.

Alles in Allem war es leider von Beginn an hoffnungslos.
Was ich anderen Hundehaltern raten würde die sich in einer ähnlichen tragischen Situation befinden?

Ich selbst würde es wieder riskieren. Doch ich kann und will nicht für andere sprechen. Das muss jeder Tierhalter für sich selbst entscheiden.

Noch ein Video vom Tierarzt zu diesem Thema

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